Im Juni 2009 ist das Heimatbuch mit dem Titel "Berolzheim - damals und heute" erschienen. Das Buch wurde zusammengestellt von Wilfried Häffner in Zusammenarbeit mit dem Vorstand des Heimatverein Zehntweghütte e. V. Das Buch hat 576 Seiten und beinhaltet 518 Bilder.
Aufgegliedert ist das Buch in die Bereiche
Das Heimatbuch können Sie während der Museumsöffnung zum Preis von 23,00 € erwerben.
Nähere Informationen unter Kontakte
kleine leseprobe aus dem heimatbuch:
Mundart
Obwohl zum Regierungsbezirk Nordbaden gehörig, gleicht die Berolzheimer Mundart doch mehr der fränkischen Sprachlandschaft als der badischen. Die baulandfränkische Umgangssprache unterscheidet sich von Ort zu Ort geringfügig. So wird im Berolzheimer Sprachgebrauch vielfach das „S“ zum „Sch“, das „A“ zum „O“, das „E“ zum „E-i“ (Ä-i) usw.
Als kleine Kostprobe sind nachfolgend einige Beispiele aufgeführt:
Monscht = meinst, hoscht = hast, bischt = bist, konscht = kannst, i gäih = ich gehe, es dut wäih = es tut weh, muscht = musst, Zole / Zone = Körbchen / Korb, Äbiern = Kartoffel, Schlupfe = Schlaufe, nuff = hinauf, nunner = hinunter, Öpfel = Äpfel, Stoo = Stein, Ärbet = Arbeit, huddeli = zerrissen oder schlampig, Plootz = Blechkuchen, Wäid = Brandweiher, Hoffert = Bauernhof /Anwesen, Houf = Hof, Saldot = Soldat, Zelot / Salot = Salat, Hühle = Huhn, Göigel = Gockel, Goweddel = Schneewehe, zackern = pflügen, Kischel = Hagel, Fra = Frau, Herle = Großvater, (bei Höflichkeitsanreden von jungen Personen an ältere ist Boosch = Frau und Vetter = Herr), Hembier = Himbeere, Brummeldern = Brombeeren, sodi = solche, nischte = niesen, äbber, = aber.
Ein paar Hörbeispiele unserer Sprache:
Sonntägliche Vergnügen
Zu den schönsten Erinnerungen zählen die warmen sonntäglichen Sommerabende, wenn sich die Eltern vor dem Haus sitzend mit den Nachbarn oder Bekannten unterhielten und wir Kinder auf der Straße spielten. Als Sitzgelegenheit diente den Erwachsenen dabei alles, was dafür geeignet war, wie Bank, Stühle, Bretter- oder Leiterwagen, ja sogar die Sitze der Mähmaschine mussten herhalten.
Bei den Buben war auch das „Vogelstüren“ (Vogelnestersuchen) während der Brutzeit eine sehr beliebte Freizeitbeschäftigung. Das besondere Interesse dabei galt den Krabben (Krähen), Weihen, Bussarden und Hätzen (Elstern), deren Eier gebraten und verspeist wurden, sofern sie nicht angebrütet waren. Flügge Rabenvögel, inklusiv Eichelhäher und junge Eichhörnchen wurden auch gerne mit heimgenommen, großgezogen und so weit wie möglich gezähmt.
Auch schon in der Zeit, als es noch keine oder nur wenige Motorfahrzeuge gab, haben die jungen Burschen den Mädchen nicht nur gerne nachgesehen. Üblich war an schönen Sonntagen ein gemeinsamer Spaziergang in Gruppen. Man setzte sich irgendwo am Straßenrand auf Baumstämme oder auf Teppiche im Schatten eines Baumes und versuchte unterhaltsam zu sein. Oft hatte einer der Burschen eine Mundharmonika oder ein anderes Musikinstrument dabei, sodass auch das Tanzen geprobt wurde. Erschien dann der, um das Seelenheil seiner Schäfchen besorgte Pfarrer Müller in der Ferne, wurde regelmäßig „Seht ihr net do künnt er, große Schritte nimmt er...“ gespielt, so wird erzählt.
Wie die jungen Leute, so gingen auch die Bauern mit ihren Familien oder auch allein sonntags gerne spazieren und begutachteten bei dieser Gelegenheit den Zustand ihrer Aussaaten auf den Feldern. Wenn die Finanzen dies erlaubten, trank man anschließend in den Wirtschaften gern ein Viertele Wein oder einen Schoppen Bier. Dort trafen sie dann auch die älteren Herren, die nicht mehr gut zu Fuß waren.
Beleuchtung
Als Beleuchtung verwendete man bei uns - bis zum Anschluss an das öffentliche Elektrizitätsnetz in den Jahren 1911 bis 1915 - Kienspäne, Tran („Tranfunzel“), Talg-, Öl-, Kerzen-, Petroleum- und Karbidlampen sowie Leuchter und Laternen aller Art. Kerzen aus Bienenwachs konnten sich nur die Kirche und der Adel leisten. Erst nach der Erfindung der Stearinkerzen 1818, bzw. Stearin-Paraffin-Kerzen 1830 kamen Kerzen im Laufe von Jahrzehnten auch bei minderbemittelten neben Öl- und Petroleumlampen in Gebrauch.
Bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts entfachte man das Feuer mit Feuerstein (Pyrit oder Markasit = Eisen-Schwefel-Kies), Stahl und Zunder. Der Zunder bestand anfangs noch aus, wahrscheinlich uringetränkten, getrockneten, pulverisierten Baumpilzen, Holzstaub oder Stoffresten, die später durch einen mit Salpeter getränkten Feuerschwamm ersetzt wurden. Ich kann mich noch gut erinnern, wie sich die Onkel Edmund und Ignatz über ihre Kinderzeit unterhielten und den Gestank erwähnten, den das Schwämmchen verursachte, wenn die damals „älteren Männer“ damit ihre Pfeife anzündeten.
Mit der Herstellung von Zündhölzern wurde viel experimentiert und erfunden. Nach vielen giftigen und gefährlichen Produkten schafften doch letztendlich die Sicherheitszündhölzer, die der Frankfurter Christian Böttger 1848 erfand, als „Streichhölzer“ den Durchbruch auch zu den Bauersfamilien. Nachdem in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts Elektro- und Gasherde, sowie vollautomatische Zentralheizungen die Holz- und Kohleherde und -öfen weitgehend abgelöst haben und schon 1911 in Berolzheim elektrisches Licht brannte, sind Laternen, Kerzen und Streichhölzer in den Haushalten nur noch für den Notfall oder romantische Zwecke vorhanden. Die praktischen und billigen Gasfeuerzeuge ersetzen in den meisten Fällen die Zündhölzer.