Mundart
Obwohl zum Regierungsbezirk Nordbaden gehörig, gleicht die Berolzheimer Mundart doch
mehr der fränkischen Sprachlandschaft als der badischen. Die baulandfränkische
Umgangssprache unterscheidet sich von Ort zu Ort geringfügig. So wird im Berolzheimer
Sprachgebrauch vielfach das „S“ zum „Sch“, das „A“ zum „O“, das „E“ zum „E-i“ (Ä-i) usw. Als
kleine Kostprobe sind nachfolgend einige Beispiele aufgeführt:
Monscht = meinst, hoscht = hast, bischt = bist, konscht = kannst, i gäih = ich gehe, es dut wäih
= es tut weh, muscht = musst, Zole / Zone = Körbchen / Korb, Äbiern = Kartoffel, Schlupfe =
Schlaufe, nuff = hinauf, nunner = hinunter, Öpfel = Äpfel, Stoo = Stein, Ärbet = Arbeit, huddeli =
zerrissen oder schlampig, Plootz = Blechkuchen, Wäid = Brandweiher, Hoffert = Bauernhof /
Anwesen, Houf = Hof, Saldot = Soldat, Zelot / Salot = Salat, Hühle = Huhn, Göigel = Gockel,
Goweddel = Schneewehe, zackern = pflügen, Kischel = Hagel, Frau = Frau, Herle = Großvater,
(bei Höflichkeitsanreden von jungen Personen an ältere ist Boosch = Frau und Vetter = Herr),
Hembier = Himbeere, Brummeldern = Brombeeren, sodi = solche, nischte = niesen, äbber, =
aber.
Einen kleinen Einblick in unsere Muttersprache vermittelt auch das nachstehend
abgedruckte Berolzheimer Lied:
Sonntägliche Vergnügen
Zu den schönsten Erinnerungen zählen die warmen sonntäglichen Sommerabende, wenn sich
die Eltern vor dem Haus sitzend mit den Nachbarn oder Bekannten unterhielten und wir Kinder
auf der Straße spielten. Als Sitzgelegenheit diente den Erwachsenen dabei alles, was dafür
geeignet war, wie Bank, Stühle, Bretter- oder Leiterwagen, ja sogar die Sitze der Mähmaschine
mussten herhalten.
Bei den Buben war auch das „Vogelstüren“ (Vogelnestersuchen) während der Brutzeit eine
sehr beliebte Freizeitbeschäftigung. Das besondere Interesse dabei galt den Krabben (Krähen),
Weihen, Bussarden und Hätzen (Elstern), deren Eier gebraten und verspeist wurden, sofern sie
nicht angebrütet waren. Flügge Rabenvögel, inklusiv Eichelhäher und junge Eichhörnchen
wurden auch gerne mit heim genommen, großgezogen und so weit wie möglich gezähmt. Auch
schon in der Zeit, als es noch keine oder nur wenige Motorfahrzeuge gab, haben die jungen
Burschen den Mädchen nicht nur gerne nachgesehen. Üblich war an schönen Sonntagen ein
gemeinsamer Spaziergang in Gruppen. Man setzte sich irgendwo am Straßenrand auf
Baumstämme oder auf Teppiche im Schatten eines Baumes und versuchte unterhaltsam zu
sein. Oft hatte einer der Burschen eine Mundharmonika oder ein anderes Musikinstrument
dabei, sodass auch das Tanzen geprobt wurde. Erschien dann der, um das Seelenheil seiner
Schäfchen besorgte Pfarrer Müller in der Ferne, wurde regelmäßig „Seht ihr net do künnt er,
große Schritte nimmt er...“ gespielt, so wird erzählt. Wie die jungen Leute, so gingen auch die
Bauern mit ihren Familien oder auch allein sonntags gerne spazieren und begutachteten bei
dieser Gelegenheit den Zustand ihrer Aussaaten auf den Feldern. Wenn die Finanzen dies
erlaubten, trank man anschließend in den Wirtschaften gern ein Viertele Wein oder einen
Schoppen Bier. Dort trafen sie dann auch die älteren Herren, die nicht mehr gut zu Fuß waren.
Beleuchtung
Als Beleuchtung verwendete man bei uns - bis zum Anschluss an das öffentliche
Elektrizitätsnetz in den Jahren 1911 bis 1915 - Kienspäne, Tran („Tranfunzel“), Talg-, Öl-,
Kerzen-, Petroleum- und Karbidlampen sowie Leuchter und Laternen aller Art. Kerzen aus
Bienenwachs konnten sich nur die Kirche und der Adel leisten. Erst nach der Erfindung der
Stearinkerzen 1818, bzw. Stearin-Paraffin-Kerzen 1830 kamen Kerzen im Laufe von
Jahrzehnten auch bei minderbemittelten neben Öl- und Petroleumlampen in Gebrauch.
Bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts entfachte man das Feuer mit Feuerstein (Pyrit
oder Markasit = Eisen-Schwefel-Kies), Stahl und Zunder. Der Zunder bestand anfangs noch
aus, wahrscheinlich uringetränkten, getrockneten, pulverisierten Baumpilzen, Holzstaub oder
Stoffresten, die später durch einen mit Salpeter getränkten Feuerschwamm ersetzt wurden. Ich
kann mich noch gut erinnern, wie sich die Onkel Edmund und Ignatz über ihre Kinderzeit
unterhielten und den Gestank erwähnten, den das Schwämmchen verursachte, wenn die
damals „älteren Männer“ damit ihre Pfeife anzündeten.
Mit der Herstellung von Zündhölzern wurde viel experimentiert und erfunden. Nach vielen
giftigen und gefährlichen Produkten schafften doch letztendlich die Sicherheitszündhölzer, die
der Frankfurter Christian Böttger 1848 erfand, als „Streichhölzer“ den Durchbruch auch zu den
Bauersfamilien. Nachdem in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts Elektro- und Gasherde,
sowie vollautomatische Zentralheizungen die Holz- und Kohleherde und -öfen weitgehend
abgelöst haben und schon 1911 in Berolzheim elektrisches Licht brannte, sind Laternen,
Kerzen und Streichhölzer in den Haushalten nur noch für den Notfall oder romantische Zwecke
vorhanden. Die praktischen und billigen Gasfeuerzeuge ersetzen in den meisten Fällen die
Zündhölzer.
Heimatverein Zehntweghütte e.V.
Ahorn-Berolzheim
Heimatbuch